Kurzinterview mit Prof. Dr. Markus Hertwig vom Lehrstuhl „Soziologe der digitalen Transformation“
Warum sind Sie Professor geworden?
„Meine Professorenlaufbahn war keineswegs von langer Hand geplant. Mein Interesse war seit jeher, den Wandel von Arbeit und Gesellschaft zu verstehen – auch, um gesellschaftliche Folgewirkungen abschätzen und dann politisch abfedern zu können. Die universitäre Lehre schätze ich als einen ganz besonderen Ort, solche Entwicklungen mit vielen interessierten und engagierten Forschenden und Studierenden zu diskutieren. Wichtig sind mir dabei nicht nur große, sondern auch kleinere Forschungsprojekte: Promotionen sind hier ein Beispiel, aber natürlich auch Projekte von Studierenden, die ihre Abschlussarbeit schreiben oder studentische Lehr- und Forschungsprojekte.“
Was ist Ihr aktuelles Forschungsprojekt und was macht es so interessant?
„Ein aktuelles Forschungsprojekt behandelt die dynamische Restrukturierung von Wertschöpfungsketten. Dabei spielt auch die digitale Transformation eine bedeutende Rolle. Interessant ist das Projekt, weil solche Restrukturierungen sehr komplexe Prozesse sind, die nicht nur die Organisationen betreffen, sondern immer auch Auswirkungen auf Arbeitende und ganze Regionen haben können. Ein gutes Beispiel ist Werkvertragsarbeit. Wenn solche Leistungen wieder in ein größeres Unternehmen eingegliedert werden, ist die Wahrscheinlichkeit positiver Effekte nicht nur für Beschäftigte hoch.“
Was macht Sie besonders neugierig mit Blick auf die Studierenden und Dozenten am IAW?
„Die interdisziplinäre Zusammenarbeit finde ich sehr interessant und die vielen spannenden Projekte, die schon laufen. Außerdem freue ich mich darauf, mit Studierenden aus der Praxis im M.A. Organizational Management zusammenzuarbeiten. Von dem Austausch und dem Einblick in viele unterschiedliche Branchen verspreche ich mir einen ganz besonderen Input.“
Was bringen Sie ins IAW ein?
„Mein Ziel wäre eine sozialwissenschaftlich-soziologische Perspektive auf gesellschaftliche Prozesse der Digitalisierung. Dabei geht es immer darum, neuartige Phänomene aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und auch Wechselwirkungen und Widersprüche nicht aus dem Auge zu verlieren. Das betrifft zum Beispiel den spannenden Zusammenhang zwischen einem ganz konkreten Digitalisierungsprojekt im Betrieb und gesellschaftlichen Digitalisierungsdiskursen. Zudem möchte ich die Vernetzung der Digitalisierungsforschung vorantreiben.“